Ostdeutsche Kunst an der BTU Lehre, Forschung, Vermittlung, Erhaltung
Die BTU hat an ihren Standorten in Cottbus und Senftenberg verschiedene, architekturbezogene Kunstwerke. Vornehmlich gegenständlichen Arbeiten aus der DDR stehen überwiegend abstrakte Werke aus dem vereinigten Deutschland nach 1990 gegenüber. Der Betrachter bezieht sie zwangsläufig aufeinander. Die Kunst verankert so die vergleichsweise junge BTU in ihrem politisch-geographischen und zugleich aktuell-historischen Kontext.
Seit 1997 befasst sich die Kommission »Kunst und Campus« der BTU mit der künstlerischen Fortentwicklung der Universität und ihrer Bauten. Der Anlass zur Kommissionsbildung war der erste öffentliche Wettbewerb an der Universität, dem im Laufe der Jahre weitere folgten. Die ausstehenden Wettbewerbe für baubezogene Kunst am Forschungszentrum FZ H3 und der Mensa am Zentralcampus zeigen, dass die damit angestoßene Entwicklung weiterverfolgt wird. Auch die Erschließung, Pflege und Vermittlung der Kunstwerke war und ist ein wichtiges Anliegen. Die 2018 herausgegebene Publikation »Kunst und Campus« dokumentiert die baubezogenen Kunstwerke der Universität in Cottbus und Senftenberg. Ihre Texte können vor Ort auch mit einem QR-Code abgerufen werden, der auf eine Webseite mit weiteren Informationen führt.
Ein Lehr- und Forschungsprojekt mit Studierenden des neu eingerichteten Studiengangs Bau- und Kunstgeschichte erarbeitet derzeit auf der Grundlage der bestehenden Publikation Kunst und Campus einen historisch-kritischen Katalog der Kunstwerke und konzipiert Führungen zur Vermittlung der Kunst durch die Studierenden und leistet in Zusammenarbeit mit dem Sorbischen Institut einen eigenständigen, ortsspezifischen Beitrag zur Ausstellung »Kunst am Bau« des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung. Die Ausstellung wird Ende 2024 in Cottbus gezeigt.
Eine 1. Sommerakademie für Ostdeutsche Kunst zur Förderung des promovierenden, wissenschaftlichen Nachwuchses veranstalteten Prof. Dr. Sylvia Claus (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg), Prof. April Eisman (Iowa State University/Transatlantic Institute for East German Art - TIEGA) und Dr. Angelika Weißbach (Museum Utopie und Alltag / Kunstarchiv Beeskow) vom 19. bis 22. Juni 2024 mit Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst in Beeskow, Eisenhüttenstadt und Cottbus.
Erhalt des Kunstwerks »Mensch und Bildung« von Gerhard Krüger
Eine besondere Herausforderung stellt die Erhaltung des Kunstwerks von Gerhard Krüger, Mensch und Bildung, 1972, dar. Das unter Denkmalschutz stehende Wandbild befindet sich an der Stirnwand eines Lehrgebäudes der BTU Cottbus-Senftenberg an der Universitätsstraße. Geschaffen wurde es 1972 von einer Arbeitsgruppe der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden um Gerhard Krüger unter der künstlerischen Leitung von Prof. Gerhard Bondzin für das damals neu entstehende »Bildungszentrum Cottbus«. Als Auftraggeber für das monumentale Wandbild wird in den Akten der »VEB Hauptinvestor Cottbus« genannt, als Thema dort »Über die Bedeutung von Bildung und Erziehung im Sozialismus« fixiert.
Dargestellt sind zehn Personen – Männer, Frauen und ein Kind – die verschiedenen Berufsständen zuzuordnen sind oder symbolische Funktionen erfüllen. Als weitere Symbole fungieren eine weiße Taube, ein Globus und andere in die Komposition eingebettete Objekte. Der visuelle Eindruck von »Mensch und Bildung« wird in der Farbgebung von teils leuchtenden Blau- und Rottönen sowie einer flächigen, geometrisierenden Formensprache bestimmt.
Die überregionale Bedeutung des Wandbilds ergibt sich insbesondere aus seiner technischen Herstellung: Auf insgesamt 22 Leichtbetonplatten wurden mittels eines elektrostatischen Beschichtungsverfahrens farbige Glaskrösel (Glassplitter) aufgebracht. Neben thematischen und stilistischen Überschneidungen liegt hierin die maßgebliche Gemeinsamkeit zu dem von einem Kollektiv um Gerhard Bondzin geschaffenen Wandbild »Der Weg der roten Fahne« am Dresdner Kulturpalast. Dieses Monumentalwerk wurde 2015/2016 restauriert. Neben diesen beiden Werken ist heute nur noch ein weiteres in dieser damals neuen Technik ausgeführtes Wandbild in Boxberg/Oberlausitz bekannt.
»Mensch und Bildung« ist zudem das älteste noch erhaltene baubezogene Kunstwerk auf dem Gelände des ehemaligen »Bildungszentrum Cottbus« und das einzige noch aus dessen Entstehungszeit erhaltene, das öffentlich zugänglich ist. Neben seiner Zugehörigkeit zu einem größeren Ensemble baubezogener Kunst aus DDR-Zeiten, besitzt es damit auch eine besondere Bedeutung an seinem Standort.