Zitieren statt Plagiieren

Regeln des Umgangs mit fremdem Gedankengut

  • Alle verwendeten Quellen sind vollständig auszuweisen, so dass sie von anderen Lesern nachvollzogen werden können. Beachten Sie dabei die Üblichkeiten unserer Fachkultur (siehe Zitierregeln).
  • Wörtliche Zitate müssen in Anführungs- und Schlusszeichen gesetzt werden, das gilt für Begriffe, Ausdrücke, Satzteile und Textabschnitte.
  • Wenn Sie einen anderen Text paraphrasieren, also sinngemäß in eigenen Worten wiedergeben, ist am Ende des Satzes die Quelle in Klammern anzugeben.
  • Am Ende Ihrer Arbeit steht ein vollständiges Verzeichnis aller verwendeter Quellen, das gilt für fast alle Literatursorten mit denen Sie sich im Laufe Ihres Studiums bei uns auseinandersetzen (Ausnahme ist beispielsweise der Essay). 
  • Sätze wie „Immanuel Kant war ein wichtiger Philosoph der Aufklärung“ sind Sätze, die zum Grundlagenwissen gehören, und müssen nicht mit einer Quelle versehen werden. 
  • Wenn Sie ein Zitat von einem anderen Autor übernehmen ohne die Originalquelle zu prüfen, handelt es sich um eine Sekundärquelle. Das ist ebenfalls zu kennzeichnen.

(orientiert am Zitier-Knigge der ETH Zürich und Honor Code der Stanford University)

Zitier-Manieren

Wenn Sie die nachfolgend aufgeführten Regeln einhalten, können Sie Ihre schriftliche Arbeit guten Gewissens abgeben.

  1. Machen Sie stets deutlich, was eigenes und was fremdes Gedankengut ist.
  2. Nennen Sie alle Autoren der zitierten und paraphrasierten Quellen.
  3. Führen Sie im Literaturverzeichnis alle verwendeten Quellen auf (Internet, Bilder, Tabellen, Codes, Daten, Grafiken).
  4. Halten Sie den an unserem Lehrstuhl gewünschten Zitierstandard ein.
  5. Fügen Sie Ihre unterschriebene Eigenständigkeitserklärung bei.

Plagiatsformen

Als Plagiat gilt, wenn ein fremdes Werk teilweise oder ganz übernommen wird ohne die Quelle anzugeben und den Urheber kenntlich zu machen. Die folgende Erläuterung zu Plagiatsformen wurde der Zeitung der Universität Zürich entnommen:

Mögliche Plagiatsformen
  1. Der Verfasser reicht ein Werk, das von einem anderen erstellt wurde („Ghostwriter“), unter seinem Namen ein.
  2. Der Verfasser reicht ein fremdes Werk unter seinem Namen ein (Vollplagiat).
  3. Der Verfasser reicht ein und dieselbe Arbeit (oder Teile davon) zu verschiedenen Prüfungs- oder Seminaranlässen ein (Selbstplagiat).
  4. Der Verfasser übersetzt fremdsprachige Texte oder Teile von fremdsprachigen Texten und gibt sie ohne Quellenangabe als eigene aus (Übersetzungsplagiat).
  5. Der Verfasser übernimmt Textteile aus einem fremden Werk, ohne die Quelle mit einem Zitat kenntlich zu machen. Hierzu gehört auch das Herunterladen und Verwenden von Textteilen aus dem Internet ohne Quellenangabe (Copy & Paste-Plagiat).
  6. Der Verfasser übernimmt Textteile aus einem fremden Werk und nimmt [eigenhändig oder softwaregestützt*] leichte Textanpassungen und -umstellungen vor (Paraphrasieren), ohne die Quelle mit einem Zitat kenntlich zu machen.
  7. Der Verfasser übernimmt Textteile aus einem fremden Werk, paraphrasiert sie allenfalls und zitiert die entsprechende Quelle zwar, aber nicht im Kontext des übernommenen Textteils bzw. der übernommenen Textteile (Beispiel: Verstecken der plagiierten Quelle in einer Fußnote am Ende der Arbeit).

(Christian Schwarzenegger & Wolfgang Wohlers. Plagiatsformen und disziplinarrechtliche Konsequenzen. Unijournal 4 (2006), S. 3) Zum Originaltext

* Ergänzung Lehrstuhl Allgemeine Technikwissenschaft (5. März 2021) aus aktuellem Anlass.

Der Plagiatsfall und seine Folgen

An der BTU Cottbus-Senftenberg heißt es in der Rahmenordnung (§ 20 Abs. 4):

„Versucht die oder der Studierende das Ergebnis ihrer oder seiner Prüfung durch Täuschung oder Benutzung nicht zugelassener Hilfsmittel zu beeinflussen, wirkt sie oder er bei einer Täuschung mit oder stört sie oder er den ordnungsgemäßen Verlauf der Prüfung, oder wird zum Zweck der bewussten Täuschung geistiges Eigentum anderer verletzt oder publiziertes Material Dritter ohne Angabe der Quellen bzw. der Autorenschaft verwendet und als eigene Leistung eingereicht (Plagiarismus), wird die betreffende Prüfungsleistung mit ‚nicht ausreichend‘ (5,0) bewertet und die oder der zu Prüfende kann von der jeweilig Prüfenden von einer Fortsetzung der Prüfung ausgeschlossen werden. In schwerwiegenden Fällen oder im Wiederholungsfall entscheidet der zuständige Prüfungsausschuss über den Verlust des Prüfungsanspruchs.“

Was erwartet Sie bei einem Täuschungsversuch?

  1. Der Studierende wird von der Seminarleitung zu einem Gespräch gebeten. 
    Es wird gegenüber der betroffenen Studierenden festgestellt, dass plagiiert und damit ein Täuschungsversuch unternommen wurde. Das Gespräch wird protokolliert.
  2. Die Arbeit wird mit der Note 5 (nicht ausreichend) bewertet.
  3. Die Note wird an den Studierendenservice weitergegeben, inklusive Vermerk „Täuschungsversuch“.
  4. Der Vorgang wird dem zuständigen Prüfungsausschuss gemeldet.

Plagiatsprüfung mit Turnitin - eine Anleitung

1. Antrag

Per Email bei software(at)b-tu.de um einen Account zur Prüfung von eingereichten studentischen Arbeiten bitten.​​​​​


2. Einloggen und Kurs anlegen

Melden Sie sich auf Turitin mit Ihrer Email-Adresse an. Ggf. wählen Sie die "Passwort vergessen“ Option aus, um es zurück zu setzen und ein neues Kennwort anzufordern.

In der Startseite „Home“ können Sie einen „Kurs“ hinzufügen (grüner Taste rechts im Browser). Dabei scheinen die eingegeben Daten zu Name, Fachbereich, Lehrstufe, etc. keine für die Auswertung ersichtliche Rolle zu spielen. [1] Ein Einschreibeschlüssel muss nicht genutzt werden.


3. Aufgabe erstellen

Bevor Sie oder Ihre Studenten eine Arbeit einreichen können, müssen Sie zunächst eine „Aufgabe“ erstellen.

In den „Optionalen Einstellungen“ können Sie etwa bibliografisches Material oder Zitatstellen von der Analyse ausschließen. Das kann helfen, die Trefferanzahl zu reduzieren.


4. Zu prüfende Arbeiten in den Kurs hochladen, „übermitteln“ genannt

Sie finden die Aufgabe nun aufgelistet. Unter „Weitere Aktionen“ finden Sie den Link „Übermitteln“, den Sie nutzen können, um zu prüfende Arbeiten hochzuladen.


5. Warten

Die Arbeit wird nun analysiert. Das nimmt eine Weile in Anspruch, planen Sie insgesamt einen halben Arbeitstag Analysedauer ein für eine Dissertation.


6. Ergebnisse ansehen und verstehen

Wenn die Analyse komplett ist, finden Sie die Arbeit mit einem „Ähnlichkeits-Score“ aufgelistet. Klicken Sie auf die „Ähnlichkeit“ der Arbeit und dann können Sie die Treffer manuell überprüfen.

Die manuelle Überprüfung ist relevant, denn in der Standardeinstellung findet Turnitin selbst bei nicht-plagiierten Arbeiten bis zu 15 % Ähnlichkeiten. Achten Sie etwa auf detektierte Übereinstimmungen, die sich auf Titel von Texten beziehen, achten Sie darauf, ob Turnitin Anführungszeichen von Studierenden beachtet. Beobachtet haben wir unter anderem, dass Literaturverweise, Zitate und Blockzitate wie auch Titelformulierungen als ähnlich detektiert wurden.

Die Grafik unten zeigt ein Beispiel einer detektierten Ähnlichkeit, welche illustriert, wie Kontext-los Turnitin Ähnlichkeiten wahrnimmt: die studentische Arbeit macht explizit, an welcher Fakultät und Universität die Arbeit eingereicht wurde. Nun ähneln sich Universitätsnamen „University of“ und Fakultätsbezeichnungen an vielen Orten und in vielen Veröffentlichungen, so, dass hier kein Plagiat wahrnehmbar ist.

Ein weiteres Beispiel ist auf dem Bild unten zu sehen. Hier heißt es in der zu prüfenden Arbeit

Although Morrison disregards the grand narrative view of this specific era, he offers a different set of tools to define the relationship between science and technology in an indistinguishable interconnected relationship with one another.

Turnitin detektiert die Formulierung „science and technology […] relationship with one another“ als potentiell von Paul Forman (2007, S. 21) [2] plagiiert.

Bei Forman (2007) [2] heißt es:

As  previously with Marx, we see here once again with Veblen the helpfulness of the distinction between rank and role—between the ‘absolute’ rankings of science and of technology on scales of cultural values and the ‘relative’ roles of science and technology

 


Ingmar Lippert, Januar 2022

[1] Spekulation: Ggf. bieten wir Turnitin mit dem Ausfüllen dieser Felder Informationen, welche die Firma intern nutzt, um Algorithmen oder das Businessmodell zu optimieren.

[2] Paul Forman (2007): The Primacy of Science in Modernity, of Technology in Postmodernity, and of Ideology in the History of Technology, History and Technology: An International Journal, 23:1-2, 1-152

Wie arbeitet man mit ChatGPT im Klassenzimmer?

Als Student können Sie einen Chatbot für bestimmte Aufgaben in den Schreibprozess integrieren. Wichtig ist dabei zu beachten, dass hier nicht allein Text aus dem verwendet wird. Stattdessen sollten Sie sich ein Prüfverfahren ausdenken, das nicht nur mit den vom Chatbot generierten Texten arbeitet, sondern auch andere Informations- und Wissensquellen nutzt. Sie überarbeiten also Ihren Text in mehreren Schritten, indem Sie unterschiedliche Quellen und Schreibverfahren nutzen, sowohl digitale wie bestenfalls auch analoge.
Die Integration eines Chatbots in den Lernprozess bedeutet also, das Unterrichtsmaterial zu verarbeiten, diese Technik produktiv zu nutzen, und das Rollenverständnis von Lernendem und Lehrendem wechselseitig zu erweitern.  Nachfolgend schlagen wir eine Methode vor, wie ChatGPT in den Unterricht eingebunden werden kann. Sie basiert auf einem iterativen Prozess, wie er vom kanadischen Wissenschaftler M.Liboiron vorgeschlagen und von uns weiterentwickelt wurde.

  • Beginnen Sie mit relevanten Fragen:
    Stellen Sie dem Chatbot zunächst Fragen zu Ihrem Aufsatzthema. Der Chatbot wird Ihnen erste Informationen und Einblicke in das Spektrum von Argumenten und Meinungen zum Thema geben.
  • Analysieren Sie Informationen und Argumente:
    Analysieren Sie die Antworten sorgfältig, prüfen Sie die Informationen und die Stichhaltigkeit der vorgetragenen Argumente. Prüfen Sie auch, ob diese logisch konsistent sind und vor allem auch, ob es Belege gibt. In dieser Phase greifen Sie auf externe Quellen zurück, Sie verbessern Ihr Verständnis zum Thema und unterziehen die Behauptungen des Chatbots einer Prüfung.
  • Stellen Sie weitere Fragen:
    Stellen Sie auf der Grundlage der Antworten des Chatbots und Ihrer Recherche in anderen Quellen weitere Fragen, die darauf abzielen, die vom Chatbot gegebenen Informationen und Ihre eigene Argumentation detaillierter und aus einer kritischen Position zu untersuchen und zu analysieren.
  • Kontinuierliche Bewertung: 
    Bewerten Sie die Antworten des Chatbots fortlaufend. Verwenden Sie dieselben externen Quellen oder suchen Sie zusätzliche Quellen, um die Informationen des Chatbots zu überprüfen und mit Querverweisen zu versehen.

Mit diesem iterativen Prozess des Hinterfragens, Analysierens und Differenzierens Ihrer Ideen treten Sie in einen Dialog mit dem Chatbot. Wir denken, dass Sie auf diese Weise gute Chancen haben, Fehler in den vom Chatbot vorgetragenen Aussagen zu finden.
Chatbots sind noch ein relativ unausgereiftes Instrument, auch wenn sie sich technisch schnell verbessern werden und damit bessere Aussagen machen können, Beim augenblicklichen Stand der Technik kann man jedoch sagen, dass Sätze die von ChatGPT produziert wurden umso wahrscheinlicher sich selbst widersprechen, unlogisch und inkohärent sind, je länger die Antwort ist (Houston und Corrado, 2023; Mills, 2023). Je komplexer die Argumentation wird, desto wahrscheinlicher ist es also, dass die vom Chatbot vorgebrachten Behauptungen und Gründe, selbst wenn sie stichhaltig erscheinen, in Bezug auf die Verbindung mit Beweisen und Begründungen nicht standhalten (siehe z.B. Booth et al., 2008). Bevor ChatGPT eingesetzt wird, ist es also für Lernende mit weniger Erfahrung sinnvoll, sich mit den Themen „Argumentation“ und „kritisches Denken“ auseinanderzusetzen bzw. entsprechende Kurse zu besuchen.

In unseren Kursen, kann diese Methode, mit der ChatGPT in die Lehre eingebunden wird, zum Beispiel in Verbindung mit der Aufgabe "Kritik eines Artikels" vorkommen (Kurs "How to talk about 'nature'?"). Die Aufgabe erfordert das Verfassen einer Zusammenfassung und einer Kritik zu einem bestimmten Text. Der Chatbot kann so eingesetzt werden, daß ein fiktiver Dialog zwischen Studierendem und Textautor geführt wird, und ChatGPT dabei eine vermittelnde Rolle einnimmt. Berücksichtigt werden also bei dieser Aufgabe drei Elemente respektive Rollen: der Autor des zu rezensierenden Textes, der/die Studierende (und seine Quellen), sowie ChatGPT. Die Studierenden sollten auch immer im Hinterkopf behalten, dass die Lehrenden in der Lage sind, zwischen der Argumentation des Autors des Textes, der vom Chatbot generierten Logik und der individuellen Perspektive jedes/r Studenten, der/die die Aufgabe bearbeitet, zu unterscheiden. Der Lerneffekt für die Studierenden besteht letztlich darin, diese drei Elemente zu unterscheiden und dies in der Arbeit deutlich zu machen.

verfasst von Dr. Francesc G. Rodríguez


Booth, W. C., Colomb, G. G., & Williams, J. M. (2008). The Craft of Research. Chicago University Press. Third Edition.

Houston, A. B., & Corrado, E. M. (2023). Embracing ChatGPT: Implications of Emergent Language Models for Academia and Libraries. Technical Services Quarterly, 40(2), 76–91. https://doi.org/10.1080/07317131.2023.2187110

Mills, A. (n.d.). Seeing Past the Dazzle of ChatGPT. Inside Higher Ed. Retrieved June 26, 2023, from https://www.insidehighered.com/advice/2023/01/19/academics-must-collaborate-develop-guidelines-chatgpt-opinion