Mimar Sinan (1490 – 1588) Verfasser

Stefan Giese

1979 in Bautzen geboren und in Blumberg bei Berlin aufgewachsen. Von 2000 bis 2010 Studium der Architektur an der BTU Cottbus (heutige BTU Cottbus-Senftenberg). 2004/ 2005 Studienaufenthalt in Milano, Italien im Rahmen des Erasmus-Programms (Studium der Architektur an der Politecnico di Milano). Im Jahr 2006 sechsmonatiges Büropraktikum bei Abcarius+Burns_Architecture Design in Berlin.

Großes Interesse an den Fächern Baugeschichte und Bautechnikgeschichte: Teilnahme an mehreren Bauaufnahmen sowie archäologischen Surveys und Grabungen in Italien (Rom) und der Türkei (u.a. Pednelissos, Milet und Germia), studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Baugeschichte, Rekonstruktionsarbeiten für das DAI-Istanbul, Beteiligung an der Gestaltung und Entwicklung der Webseite www.great-engineers.de sowie Lektor des Onlinelexikons für Bauingenieure und Mitbetreuung der Seminare Great-Engineers des Lehrstuhls für Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung. 

Nach dem Architekturstudium als akademischer Mitarbeiter an der BTU Cottbus-Senftenberg an den Lehrstühlen für Baugeschichte und für Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung tätig. Schwerpunkte im Bereich der Lehre und der Forschung. Projekte: Great-Engineers (Seminarbetreuung und Lektorat), Germia (die Michaelskirche und ihr bauliches Umfeld, Dissertationsprojekt), Kloster Chorin (Seminarbetreuung), Milet (Forschungen zur byzantinischen Stadtmauer).
[Stefan Giese, 2015]

Publikationen

JahrTitel und Medium
2013Die byzantinische Stadtmauer und ein neu entdecktes Tor beim Serapeion, In: NIEWÖHNER, Philipp: Neue spät- und nachantike Monumente von Milet, In: Archäologischer Anzeiger, 2. Halbband, 2013, S. 181-186.
2013Die byzantinische Stadtmauer und ein neu entdecktes Tor beim Serapeion, In: NIEWÖHNER, Philipp: Neue spät- und nachantike Monumente von Milet, In: Archäologischer Anzeiger, 2. Halbband, 2013, S. 181-186.
2013Mit FEIST, Sabine und ERKUL, Ercan: Die nachantike Siedlung auf dem Theaterhügel, In: NIEWÖHNER, Philipp: Neue spät- und nachantike Monumente von Milet, In: Archäologischer Anzeiger, 2. Halbband, 2013, S. 206-214.
2013The Church of St Michael, In: NIEWÖHNER, Philipp/ DIKILITAŞ, Gülseren/ ERKUL, Ercan/ GIESE, Stefan/ GORECKI, Joachim/ PROCHASKA, Walter/ SARI, Deniz/ STÜMPEL, Harald/ VARDAR, Ali/ WALDNER, Alice/ WALSER, Andreas Victor/ WOITH, Heiko: Bronze Age höyüks, Iron Age hilltop forts, Roman poleis and Byzantine pilgrimage in Germia and its vicinity. ‘Connectivity’ and a lack of ‘definite places’ on the central Anatolian high plateau, In: Anatolian Studies, Vol. 63, 2013, S. 123-126, 128-129.
2012The Domed Cruciform Church of St Michael at Germia, In: NIEWÖHNER, Philipp: Germia 2011. Regional Survey and Settlement History, In: 30. Araştırma Sonuçları Toplantısı, 2. Cilt, 28. Mai-01. Juni 2012, Çorum, Ankara 2012, S. 60-61, 70-71.
2010Mitarbeit an: NIEWÖHNER, Philipp/ RHEIDT, Klaus: Die Michaelskirche in Germia (Galatien, Türkei). Ein kaiserlicher Wallfahrtsort und sein provinzielles Umfeld, In: Archäologischer Anzeiger, 1. Halbband, 2010, S. 137-160.
2009Mimar Sinan Published in the World Wide Web, In: KURRER, K.-E. et al. (Ed.): Proceedings of the 3rd International Congress on Construction History, BTU Cottbus, May 20-24, 2009, Vol. 2, S. 697-704.
2008Mimar Sinan (1490 – 1588), Auf: www.great-engineers.de. Ein Internetlexikon der Bauingenieure, 2008.

Vorträge

DatumTitelBemerkungen
2015, 31. Jan.St. Michael von Germia. Zur Baugeschichte einer früh- bis mittelbyzantinischen Pilgerkirche.Im Rahmen der Vortragsreihe des Chorin-Vereins e.V., Chorin.
2014, 05. Dez.Zwischen Architektur- und Ingenieurbaukunstgeschichte.Baugeschichtliches Kolloquium, 20 Jahre Lehrstuhl Baugeschichte in Cottbus, Cottbus.
2013, 08. Nov.www.great-engineers.de – Ein Internetlexikon zum Mitmachen.Jahrestagung der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte, Aachen.
2013, 12. Okt.Konzepte einer umfassenden Bauforschung zum Kloster Chorin.Chorin.
2012, 06. MärzDie Michaelskirche von Germia in Galatien. Rekonstruktion und Bedeutung eines byzantinischen Kirchenbaus. Ergebnisse des vergangenen Surveys (Sept./Okt. 2011).Deutsches Archäologisches Institut, Abt. Istanbul, Türkei.
2009, 23. MaiMimar Sinan Published in the World Wide Web. Project: Great Engineers.3rd International Congress on Construction History, BTU Cottbus, Cottbus.

Mein Sinan

Während eines kurzen Aufenthalts in Istanbul im Jahre 2007 bin ich auf Mimar Sinan aufmerksam geworden. Diese drei Tage waren der Abschluss einer zweimonatigen Grabungskampagne in der Türkei. Ich wollte die Zeit dafür nutzen, ansässige Freunde zu besuchen, einen kleinen Eindruck von dieser unglaublichen Stadt zu erhalten und die Hagia Sophia in natura zu erleben. Daher war ich mehr oder weniger mit klarem Ziel in der Stadt unterwegs. Auf den Wegen durch Istanbul stolperte ich dann nahezu ständig über Werke Sinans und Dinge, die ihn widerspiegeln. So stand ich plötzlich nach dem Besuch der Hagia Sophia im Haseki-Hürrem-Hammam und traf wenig später auf eine Büste Sinans in der Cafer Ağa Medrese, die heut als Café und Kunstwerkstatt Nutzung findet. Plötzlich las ich mehr über Sinan und die Gespräche mit meinen türkischen Freunden drehten sich mehr und mehr um diesen Baumeister. Dabei erfuhr ich unter anderem, dass die „Blaue Moschee“ – die Sultan-Achmed-Moschee, die ich ebenfalls besuchte, durch einen Schüler Sinans gebaut wurde. Diese Moschee wird neben der Hagia Sophia als Weltwunder in dieser Stadt angesehen. Des Weiteren hörte ich von einem Artikel, der über die Sanierung eines der Bauwerke Sinans berichtete. Darin hieß es, es ist bei der Wiederherstellung des Gebäudes in den Mauern ein Schriftstück des alten Baumeisters gefunden worden. In diesem beschrieb der alte Baumeister die genutzten Baumaterialien und wie kommende Generationen dieses Bauwerk am besten sanieren sollten. Dieser Artikel, den ich nur von Hören und Sagen her kenne, hat mich letztendlich am meisten beeindruckt, der er die unglaubliche Weitsicht des Baumeisters beweist. Dies war dann auch der Grund dafür, dass ich noch mehr über diesen Mimar Sinan wissen wollte!

In der Ausarbeitung des Vortrags im Seminar sowie beim weiteren Recherchieren für den Webseitenbeitrag „Mimar Sinan“ habe ich viel über den Ausnahme-Baumeister erfahren. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl ausreichend über ihn und sein Schaffen zu wissen und das Verlangen nach mehr Informationen, sowie einer weiteren Reise nach Istanbul! Es gibt verschiedene Dinge, die mich besonders beeindruckt haben an der Person Sinan. Im Folgenden möchte ich kurz auf diese eingehen. Da ist zum einen sein Allroundtalent. Sinan baute Schiffe, war Steinmetz und Tischler, plante Stadträume, entwarf die unterschiedlichsten Gebäudetypen und führte Berechnungen durch. In ihm verbanden sich Handwerklichkeit und planerisches Geschick. Bei all den ihn zugetragenen Aufgaben war er mit völliger Hingabe dabei und in völliger Loyalität zu seinem Bauherrn. Trotzdem schaffte er seine Ideen durchzusetzen und diese in vollendeter Form bauen zu lassen. Er plante zwischen 357 und 477 Bauwerke. Vermutlich aber noch mehr. Neben diesen beruflichen Talenten scheint er auch viel Empathie besessen zu haben. Nicht ohne diese hätte er Berufsleben und Familienplanung unter einen Hut bekommen. Ebenfalls war er Spender und Stifter. Auch brauchte er soziale, kommunikative und gesellschaftliche Kompetenzen, wenn er Schüler ausbildete. Von diesen hatte er 250 und viele von ihnen machten von sich hören. Einer von ihnen war Mimar Mehmet Ağa, der die Sultan-Achmed-Moschee in Istanbul errichtete.

In meiner Ausarbeitung habe ich mich vor allem auf vier Bücher bezogen. Zu diesen gehört „Sinan“ von Frau Vogt-Göknil aus dem Jahre 1993 [VOGT-GÖKNIL 1993]. Dieses Buch half vor allem ein Verständnis für die osmanische Bautradition zu entwickeln und erklärte die Architektursprache Sinans im Vergleich zu dieser und zu anderen – wie der Byzantinischen, Seldschukischen und Arabischen. Das vermutlich älteste Buch, das ich nutzte, war: „Sinan. Der Baumeister osmanischer Glanzzeit.“ aus dem Jahre 1954 [EGLI 1954]. Hier erhielt ich ein fundiertes Wissen über den Baumeister und fand eine gute Auflistung der Werke Sinans. Trotz des Alters wird das Buch von allen anderen Autoren ebenfalls aufgegriffen und scheint dadurch eine Art Grundlagenbuch zu sein. In Gülruh Necipoglus Buch: “The age of Sinan. Architectural culture in the ottoman empire.” erfahren wir viel über das politische und kulturelle Umfeld Sinans [NECIPOGLU 2005]. Die Sultane und die Janitscharen sind ebenso ein wichtiges Thema wie auch Sinans Bauwerke. In diesem Buch fanden sich die ersten brauchbaren Abbildungen der Figur Mimar Sinan. Mit dem Buch von Aptullah Kuran: “Sinan. The grand old master of Ottoman Architecture.” [Kuran 1987] hätte ich mich gern noch mehr beschäftigt. Das Buch vergleicht die verschiedenen Listen des „Tezkeret-ül-Bünyan“, des „Tezkeret-ül-Ebniye“ und des „Tuḥfetü’l-mi’mārīn“ miteinander und verhalf gut bei einen Abgleich der Listen von Egli zu.

Leider waren die meisten Quellen vor allem nur im kunsthistorischen und architektonischen Bereich stark fixiert. So vermisste in der Literatur den Teil zu genaueren Betrachtungen historischer Bautechniken und auch einer Dokumentation einer Sanierung eines Sinanbaus. Auch ist der Fokus meist auf die Moscheen gelegt. Brücken und Aquädukte, die Ingenieurbauwerke, sowie die Karawansereien und Serails kamen zu kurz. In diesen Forschungsbereichen ist noch viel Interessantes über das Arbeiten Sinans zu erwarten.
[Stefan Giese, 2007]