Pier Luigi Nervi (1891 – 1979) Erfindungen
![Pier Luigi Nervi Fertigbauweise Quelle: GRECO/ NEUHAUS [Übers.]/ WIRZ [Hrsg.] 2008, S. 176, Archivio Centrale dello Stato - Fondo Ministero dell'Industria e del Commercio - Ufficio Centrale Brevetti](/fileadmin/user_upload/b-tu.de/great-engineers-lexikon/Bilder/bauingenieure/nervi/erfindungen11.jpg)
![Pier Luigi Nervi Bauwerk Quelle: GRECO/ NEUHAUS [Übers.]/ WIRZ [Hrsg.] 2008, S. 184, Privatarchiv Nervi (heute bei: Direzione Generale per l'Architettura e l'Arte Contemporanee DARC, Rom)](/fileadmin/user_upload/b-tu.de/great-engineers-lexikon/Bilder/bauingenieure/nervi/erfindungen12.jpg)
Anmeldung | Patent/ Erfindung | Patent-Nr. | Ort/ Patentamt | Anmeldung durch |
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07.04.1917 | Thermoelektrischer Reiniger für Wasserstoff- und Sauerstoffgas und Behandlungsmethode | 159013 | Rom | Pier Luigi Nervi & Carlo Andreucci |
28.08.1917 | 1. Zusatz zu Patent 159013. | 161681 | Rom | Pier Luigi Nervi |
27.09.1917 | Sicherheitsvorrichtung für das Füllen von Pressgasflaschen. | 162263 | Rom | Pier Luigi Nervi |
27.09.1917 | Beinhaltet Sicherheitsvorrichtungen für Produktionsanlagen mit Gas, die zufällige explosive Eigenschaften aufweisen können. Mit besonderer Anwendung für elektrolytischen Wasserstoff und Sauerstoff. | 162264 | Rom | Pier Luigi Nervi |
18.12.1917 | Betonstein, verstärkt durch gleichmäßig in der Masse verteilte Metallelemente, mit spezieller Rücksichtnahme auf die Verwendung von Spänen oder anderen Abfallprodukten der Eisenverarbeitung und dessen Verwendung an Stahlbetonbauten. | 163733 | Rom | Pier Luigi Nervi |
26.08.1918 | 2. Zusatz zu Patent 159013. | 167453 | Rom | Pier Luigi Nervi |
15.03.1919 | Vorrichtung zur Speisung von Motoren mit dem Wasserstoff oder einem anderen Gas, das einen Tank füllt, und mit Mischungen dieses Gases mit anderen Flüssigkeiten. | 173332 | Rom | Pier Luigi Nervi und Celestino Tagliasacchi |
30.06.1919 | 3. Zusatz zu Patent 159013. | 175849 | Rom | Pier Luigi Nervi |
1919 | 1. Zusatz zu Patent 162264. | 177831 | Rom | Pier Luigi Nervi |
17.02.1921 | Blöcke aus Beton und Ziegelstein für Mauern und Decken. | 195346 | Florenz | Pier Luigi Nervi |
07.02.1924 | Motorensystem für motorisierte Unterwassergeschosse mit dem Ziel das Kielwasser aufzuheben und die Leistung zu erhöhen. | 227709 | Rom | Pier Luigi Nervi |
26.03.1924 | Stahlbetondecke mit Tonhohlplatten. | 229015 | Rom | Pier Luigi Nervi & Rodolfo Nebbiosi |
14.05.1927 | Backstein und Verfahren für die Herstellung von Trägern, Decken und Tragwerken aus Stahlbeton ohne Einschalungen und Gerüste. | 258746 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Nebbiosi |
27.04.1929 | Verfahren für besonders kompakte und resistente Betonkonstruktionen. | 278611 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Nebbiosi |
17.11.1930 | Bewegliche Plattform für die Umwandlung eines Raums von einem Schwimmbad in einen Veranstaltungs- oder Versammlungsraum. | 293836 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Nebbiosi |
08.01.1932 | Runder Hangar mit runder Drehplattform für Flugzeuge und andere Fahrzeuge. | 304282 | Rom | Pier Luigi Nervi |
04.03.1932 | Vorrichtung für die Stabilisierung von schwimmenden Objekten gegenüber dem durch die Wellen hervorgerufenen Schwanken. | 305134 | Rom | Pier Luigi Nervi |
16.01.1936 | Tank für Flüssigkeiten, die leichter sind als Wasser und nicht mit Wasser vermischbar sind, insbesondere Naphta, Öl, Benzin und ähnliche. | 338800 | Rom | Pier Luigi Nervi |
23.01.1937 | Bauverfahren für eine zusammengesetzte Betonwand, bestehend abwechselnd aus Schichten aus Beton und dünnen Schichten aus Reinbeton zum dichten Aufbewahren von Flüssigkeiten oder Gasen und entsprechendem Produkt. | 349384 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
06.02.1937 | Doppelte Betonwand zum Abdichten und Kontrollieren für grosse unterirdische Tanks. | 348774 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
08.10.1937 | Perfektionierung in den unterirdischen Tanks für Flüssigbrennstoffe und Ähnliches, damit sie gegen Bombenangriffe aus der Luft geschützt sind. | 355466 | Rom | Bauaktiengesellschaft Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
05.07.1938 | Verfahren und Vorrichtung zur Schaffung und Aufrechterhaltung eines nach Wert und Richtung festgesetzten Druckzustands zwischen zwei Körpern, zum Beispiel zwischen einer Gebäudestruktur und dem Auflageboden. | 363646 | Rom | Pier Luigi Nervi |
01.08.1938 | Perfektionierung an Betontanks für Flüssigbrennstoffe. Fall „B“. | 364418 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
05.08.1938 | Perfektionierung an Betontanks für Flüssigbrennstoffe. Fall „A“. | 364519 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
28.06.1938 | 1. Zusatz zu Patent 355466. | 364978 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
04.01.1939 | Verfahren und Vorrichtung zum graduellen Anheben von Bauelementen oder Bauteilen und für die gleichzeitige Realisierung von Stützen, die diese Elemente oder Teile tragen müssen. | 370205 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
05.01.1939 | Bauverfahren für grossformatige Lehrgerüste und durch dieses Verfahren erhaltenes Lehrgerüst. | 369975 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
19.05.1939 | 1. Zusatz zu Patent 363646. | 375055 | Rom | Pier Luigi Nervi |
28.09.1939 | Perfektionierung in der Konstruktion von Mauertanks mit Auskleidung aus Metallblech speziell für Flüssigbrennstoffe. | 377857 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
09.11.1939 | Bausystem für die Realisierung von tragenden Skeletten für Gewölbe, Kuppeln und allgemeinen statischen Systemen durch im Werk gefertigter Elemente, die durch Stahlbetonfiguren verbunden werde. | 377969 | Rom | Pier Luigi Nervi |
09.12.1939 | Hülle für Minen oder Unterwasserdepots aus Beton, Zementasbest oder einer anderen magnetischen Substanz. | 379019 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
27.03.1940 | Perfektionierung in der Konstruktion von Tanks für Flüssigkeiten und insbesondere für Kohlenwasserstoffe durch die Verwendung von Böden oder Wänden aus plastischem Ton. | 384152 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
28.03.1940 | Stahlbetonschwimmer für Ober- und Unterwassersperren und für Ankerbojen. | 381805 | Rom | Pier Luigi Nervi |
08.05.1940 | 1. Zusatz zu Patent 384152. | 388212 | Rom | Pier Luigi Nervi |
26.01.1942 | Bauverfahren für Schiffe mit resistentem Gerippe aus Stahlbeton und Holzbeplankung. | 395090 | Rom | Pier Luigi Nervi |
15.04.1943 | Perfektionierung in der Konstruktion von Platten, Scheiben und anderen Stahlbetonstrukturen. | 406296 | Rom | Pier Luigi Nervi |
25.02.1943 | Verfahren für den Bau von Schiffsrümpfen mit resistentem Gerippe aus Stahlbeton und Holzbeplankung. (Event. Zusatz zu Patent 395090 (?) [GRECO/ NEUHAUS [Übers.]/ WIRZ [Hrsg.] 2008, S. 284]) | 407889 | Rom | Pier Luigi Nervi |
07.09.1943 | 1. Zusatz zu Patent 406296. | 410202 | Rom | Pier Luigi Nervi |
29.09.1944 | 2. Zusatz zu Patent 406296. | 429331 | Rom | Pier Luigi Nervi |
26.08.1948 | Bauverfahren für die Realisierung von gewellten oder gekrümmten Betonkonstruktionen mit oder ohne Vorspannung. | 445781 | Rom | Pier Luigi Nervi |
23.07.1949 | Perfektionierung in der Konstruktion von Decken, Gewölben, Kuppeln, Trägerwänden und allgemeinen tragenden Strukturen mit zwei oder drei Dimensionen, mit Disposition der Trägerrippen längs den isostatischen Linien der Momente oder der nomalen Belastungen. | 455678 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli, Urheber der Erfindung: Aldo Arcangeli |
23.07.1949 | 3. Zusatz zu Patent 406296. | 455750 | Rom | Pier Luigi Nervi |
19.05.1950 | Verfahren zur Realisierung von ebenen oder gekrümmten resistenten Oberflächen, bestehend aus Stahlbeton-Rippennetzen mit oder ohne Verbindungsplatten zwischen den Rippen. | 465636 | Rom | Pier Luigi Nervi |
23.02.1951 | Prüfsystem von grossen Rohrleitungen für die Förderung von Flüssigkeiten, mit oder ohne internen Überdruck und entsprechende Vorrichtung. | 474148 | Rom | Pier Luigi Nervi |
24.03.1951 | Bauverfahren für die vollflächige Abdichtung von Beton-Druckrohrleitungen im Tunnel, im Vorspannungszustand, Vorrichtung für die Realisierung des Verfahrens und erhaltenes Produkt. | 474615 | Rom | Pier Luigi Nervi |
21.04.1951 | 1. Zusatz zu Patent 474615. | 484016 | Rom | Pier Luigi Nervi |
27.11.1951 | Fabrikationsverfahren für Druckrohrleitungen aus vorgespanntem Beton und entsprechende Vorrichtung. | 483330 | Rom | Pier Luigi Nervi |
07.11.1952 | 1. Zusatz zu Patent 483330. | 495328 | Rom | Pier Luigi Nervi |
10.01.1955 | Bauverfahren für Brücken, Viadukte, Kanalbrücken mit mehreren Feldern und Vorrichtung für ihre Realisierung. | 527487 | Rom | Pier Luigi Nervi |
10.01.1955 | Bauverfahren für Brücken, Viadukte, Kanalbrücken mit mehreren Feldern und Vorrichtung für ihre Realisierung. | 527487 | Rom | Soc. Ing. Nervi & Bartoli |
12.01.1957 | System für die Konstruktion von Treppen aus Stahlbeton mit vorgefertigten Elementen für Stadien oder Zuschauertribünen und entsprechende vorgefertigte Elemente. | 564484 | Rom | Pier Luigi Nervi |
![Pier Luigi Nervi Testversuche Quelle: GRECO/ NEUHAUS [Übers.]/ WIRZ [Hrsg.] 2008, S. 194, Plan-Archiv P. L. Nervi (bei: Centro Studi e Archivio della Comunicazione CSAC, Universität Parma](/fileadmin/user_upload/b-tu.de/great-engineers-lexikon/Bilder/bauingenieure/nervi/erfindungen21.jpg)
Ferrozement (engl.: Ferrocement, ital.: Ferrocemento) ist eine aus dem Englischen übernommene Bezeichnung für einen Verbundstoff aus feinkörnigem Zementmörtel mit einer mehrlagigen Bewehrung aus feingliedrigen Stahlmatten für dünnwandige Flächentragwerke, welche beispielsweise im Bootsbau verwendet werden. Das Drahtgerüst nimmt dabei die Zugkräfte auf. Aufgrund der engen Maschenweite kann nur eine Gesteinskörnung von maximal vier Millimetern verarbeitet werden. Mit diesem Materialverbund konnten Grenzen der herkömmlichen Bauweise überwunden werden. Dünnwandige und gebogene Bauteile konnten nun realisiert werden.
Nervi reichte sein Patent zum Ferrozement 1946 ein.
Die erste Bekanntschaft mit Stahlbeton machte Pier Luigi Nervi durch seinen zweiten Professor an der Universität von Bologna: "... neues Material aus Schmelzzement oder Zementgebundenem Konglomerat, in das ein Metallskelett oder Metallamierung eingeschlossen ist. ..."
Nervis Entwicklung des Ferrozements gingen andere Erfindungen und Patente voraus. Hierzu gehören unter anderem die Patente von Jean-Louise Lambot und Joseph Monier aus den Jahren 1855 und 1867. Ihre Erfindungen drehen sich um die Herstellung von "Behältern" und "Schalen" unter Verwendung von Eisengittern und Beton. 1892 war Francois Hennebique der erste, der den Materialverbund in tragende Pfeiler und Stützen verwendete, was andere Ingenieure animierte eigene Entwicklungen voranzutreiben. Daraus folgend wurden die ersten Patente zu dünnen Schalen und Scheiben für Bauwerke noch Ende des 19. Jahrhunderts angemeldet.
Nervis erste aktive Teilnahme an der Entwicklung des Stahlbetons mündete 1917 in der Idee eines "Stahlbetongemisches mit Eisenspänen" und einem damit verbundenem Patent; Patent-Nr.163733. Hier rückte zum ersten Mal die Betrachtung zur Verteilung der Armierung und des daraus resultierenden unterschiedlich statischen Verhaltens von Bauteilen ins Zentrum.
Nervis erste realisierte Arbeiten waren Entwürfe für Unterwasserminen und Torpedos aus Zementmörtel und Metallgittern, die ihre Anwendung im ersten Weltkrieg fanden. Der Zementmörtel wurde mit ausgelesenem Sand und meerwasserresistentem Zement hergestellt.
Schon zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Italien Stahlbeton auch beim Schiffsbau verwendet. Doch durch Nervis Entwicklungen wurde der Schiffsbau mit Stahlbeton entscheidend voran gebracht. Die Vorteile von Stahlbeton waren konstruktive Anpassungsfähigkeit, Wasserundurchlässigkeit, Leichtigkeit und Materialeinsparung. Nervi nutzte den Stahlbeton zur Herstellung eines Skelett-Tragwerks für Schiffe. Das entstandene Gitterträgersystem konnte dann mit Holz beplankt werden. Diese Bauform fand während des zweiten Weltkriegs Verwendung.
1943 meldete Nervi das Patent "Perfektionierung bei der Herstellung von Platten, Tafeln und anderen Stahlbetonkonstruktionen" an. Dabei wurde die Metallbewehrung so hergerichtet, dass eine Schalung nicht notwendig war. Die Bewehrung konnte den Zementmörtel aufnehmen und zurückhalten, sodass ein Modellieren und Auftragen des Mörtels möglich wurde. Durch die Erweiterung dieses Verfahrens konnte 1945 ein 145 Tonnen schweres Motorenschiff realisiert werden, welches ausschließlich mit "einfachen Arbeitern und Eisenlegern" gebaut wurde. Die Eisenstäbe wurden bei diesem Projekt in Form der Leitkurven der Oberflächen gebogen. Auf den Eisenstäben folgten dann Metallgitter. Auf dieses Gitter konnte dann der Mörtel aufgetragen werden.