Wilhelm von Sens († 1180) Verfasser

Sara Heinrich

1984 in Eisenhüttenstadt geboren und in Eisenhüttenstadt sowie Neuzelle aufgewachsen. Angeregt durch den Besuch des Gymnasiums Neuzelle im ehemaligen Zisterzienser Kloster Neuzelle und dem Interesse für mittelalterliche Architektur, seit dem Wintersemester 2004/ 2005 Studium der Architektur an der BTU Cottbus. Sommersemester 2007 Abschluss des Bachelors of Science in Architektur und seit 2007 Masterstudium der Architektur sowie Studium der Architekturvermittlung an der BTU Cottbus. Zusätzliche Tätigkeiten als Fachschaftsvertreterin des Studiengangs Architekturvermittlung und ehrenamtliche Tätigkeiten für den Verein „StadtAgenten e.V. Cottbus“.
 
HEINRICH, Sara: Wilhelm von Sens († 1180). Master Mason, Auf: www.great-engineers.de. Ein Internetlexikon der Bauingenieure, 2009.

Mein Ingenieur Wilhelm von Sens

Besonders beeindruckend ist, dass die gotische Bauweise eine immer komplizierter werdende Bauorganisation erforderte und der leitende Werkmeister wie es Wilhelm von Sens beim Bau der Kathedrale Saint-Etienne in Sens und der Kathedrale von Canterbury war, Aufgaben übernahm als entwerfender Architekt, Bauingenieur und Bauleiter in einer Person, wie es bei heutigen Bauwerken auf eine Menge von Baufachleuten verteilt ist. In diesem Sinne hatte er eine große Verantwortung für das Gelingen des Baues und es ist sicher, dass Wilhelm von Sens ein überaus talentierter und fähiger Baumeister gewesen sein muss, um solche großartigen Kathedralen zu erschaffen, welcher wir heute nicht mehr fähig sind.
 
Spannend sind auch die Zusammenhänge in den Bauhütten, welche als Geheimorganisationen funktionierten und ihre Baukenntnisse streng hüteten und diese über eine Art geheimer Zeichensprache schützen. Zudem funktionierten diese als technische Hochschulen des Mittelalters und bildeten umfassender als heutige Schulen hervorragende Bau- und Werkmeister aus. Die durch langjährige praktische Erfahrung auf den Baustellen in verschiedenen Regionen ihres Landes, aber auch wie am Beispiel von Wilhelm von Sens zu sehen über die Landesgrenzen hinaus, Erfahrungen und Fähigkeiten sammeln konnten, was für das Leben im Mittelalter des 12. Jahrhunderts hohe Privilegien gewesen sein müssen. Wilhelm von Sens konnte demnach in einem viel größeren Wirkungskreis seine Baukünste verwirklichen, als es dem Zimmermann und Maurer damals möglich war, der nur in seiner Stadt und Zunft arbeitete. Die Baumeister der Gotik schafften es ohne statische Berechnungen ausgeklügelte und kühne Bauwerke mit beeindruckenden Raumhöhen zu errichten. Anscheinend standen die damaligen Baumeister auch in Konkurrenz immer gewagtere Konstruktionen zu bauen und jeder gelungene Schritt zog eine Steigerung nach sich. Das Bauen hatte Charakterzüge von experimentellem Entwerfen und Umsetzen. Es konnte gelingen, aber oftmals kam es auch zum Einsturz. Durch diesen experimentellen Umgang mit dem Bauen konnte die Höhe des Mittelschiffs der Kathedralen in sieben Jahrzehnten von 24 m auf 48 m verdoppelt werden.