Das Amtsdorf Burg und die Kaupenbesiedelung. Ein außergewöhnlicher Vorgang in der preußischen 'Inneren Kolonisation' des frühen 18. Jahrhunderts.

Dr. Alfred Roggan

Betreuung: Prof. em. Dr. Leo Schmidt

Die vorliegende Erarbeitung untersucht den Landesausbau des 18. Jahrhunderts im ehemaligen preußischen Oberspreewald. Dessen Anfänge sollen auf der Grundlage staatlicher Anweisungen in das Jahr 1725 zu datieren sein. Hinweisen auf eine vor dieser Zeit inoffiziell stattgefundene Ansiedlung durch sorbische (wendische) Bewohner des Amtsdorfes Burg wurde nicht nachgegangen.

Somit sind im ersten Kapitel begünstigende Bedingungen und zeitliche Abläufe von Ansiedlungen in der Burger Kaupenlandschaft neu untersucht worden, die die Bestätigung einer Zweiphasigkeit der Prozesse erbrachte. Dabei wies das Jahr 1725 einen Schnittstellencharakter zwischen den inoffiziellen und den staatlich akzeptierten Siedlungsvorgängen mit folgender Besonderheit auf: Die freie ungebundene Ansiedlung von über einhundert Familien findet sich aus jeglicher Wahrnehmung verdrängt, während die staatliche Akzeptanz des Vorgefundenen im Jahre 1725 nach erfolgter Eingliederung in das Steuersystem bis heute gleichgesetzt wird mit dem Beginn des Siedelns in den "Kaupen".

Das zweite Kapitel ermittelte die vor und nach dem Jahr 1725 tätigen Akteure. Dabei konnten feste Einbindungen in familiäre sowie systemische Verhältnisse des Spreewalddorfes Burg festgestellt werden, die durch langjährig geregelte Nutzungs- und Interessenlagen Anklänge an ein nahezu geschlossenes System aufwiesen. Dieser status quo bekam durch den nach 1750 erfolgten Zuzug ausländischer Kolonisten die Notwendigkeit umgehender Neuregelungen bestehender Nutzungsrechte. Mit Hilfe der staatlichen Verwaltung wurde der Interessenausgleich teilweise gegen Einheimische durchgesetzt.

Dem Bereich der Landeskultivierung und des Hausbaues widmet sich das dritte Kapitel. Es gelangen Nachweise zur Abhängigkeit des Landschaftsbildes von den benutzten Parzellierungsverfahren der inoffiziellen und der offiziellen Besiedlungsphase.

Dabei weist der ungebundene Landesausbau mit seinen organisch geformten Grundstücken bis heute den Reiz einer parkähnlichen Landschaft auf, da selbst geringe Höhendifferenzen als zukünftige Gräben und Grenzen Berücksichtigung fanden. Im Gegensatz dazu stehen die nach 1725 weitergeführten Parzellierungen, in denen rechteckige Strukturen dominieren – hier entschied die Vermessung, nicht die Geländetopografie über das entstehende Landschaftsbild. Eine Relevanz der beiden Ansiedlungsphasen auf die Hausformenlandschaft war nicht festzustellen. Mittels anerkannter dendrochronologischer Verfahren bzw. verlässlicher Hausinschriften wurde erstmals in der Spreewaldforschung eine repräsentative Auswertung von 26 gesichert datierten Wohnbauten vorgenommen, die u.a. belegte, dass im 18. Jahrhundert Wohnstallhäuser im bäurischen und Doppelstubenhäuser im fiskalischen (Forstbeamte) Baubereich dominierten. Somit zeigte sich ein stetiges Vorhandensein von Wohnstall- und Doppelstubenhäusern sowie nach dem Zeitpunkt der wirtschaftlichen Konsolidierung deren Weiterentwicklungen bis hin zu regionalen Sonderformen.

Allen Spreewaldblockhäusern gemein ist dabei ein einzigartiges Berücksichtigen der kleinklimatischen und naturräumlichen Gegebenheiten durch die sorbischen (wendischen) Bauhandwerker der Region.

Publikation

Roggan, Alfred:

Das Amtsdorf Burg und die Kaupenbesiedlung. Ein außergewöhnlicher Vorgang in der preußischen "Inneren Kolonisation" des frühen 18. Jahrhunderts.

Domowina-Verlag, Bautzen 2007
ISBN 978-3-7420-2071-0