MIKOWA Working Paper „Es wäre gut, wenn Putin hier mal auskehren könnte“ - Analysen zu Mobilisierungen (extrem) rechter Akteure in Cottbus in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, Ergebnisse eines Forschungsprojektes

Die Stadt Cottbus ist seit mehreren Jahren durch extrem rechte und verschwörungsideologische Mobilisierung herausgefordert. Auch in der Covid-19-Pandemie ist Cottbus Schauplatz regelmäßiger Demonstrationen. Mit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verschiebt sich der inhaltliche Fokus der sogenannten Montagsspaziergänger sukzessive weg von der Pandemie und hin zum Krieg. Die hier vorliegende Forschung wendet sich den Protestveranstaltungen zu, die im Zeitraum vom 28. Februar bis 24. Oktober 2022 in Cottbus in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg organisiert werden und untersucht unter Anwendung der Grounded Theory ausgewählte Redebeiträge. Sie zielt darauf ab, die Inhalte und Darstellungsweisen der RednerInnen hinsichtlich der Gefahrenpotentiale einzuordnen und im Sinne anwendungsbezogener Forschung in Richtung Prävention und zivilgesellschaftlicher Gegenwehr weiterzudenken. Die Forschung zeigt: Ähnlich wie in anderen ostdeutschen Städten sind auch in Cottbus die Veranstaltungen von extrem rechten Akteuren und Gruppen dominiert; sie werden unterstützt von Teilen eines bürgerlichen Milieus der sogenannten gesellschaftlichen Mitte. Sichtbar wird außerdem: Akteure aus dem Coronaprotestmilieu haben sich weiter radikalisiert; verschwörungs- und insbesondere reichsbürgerideologische Inhalte dominieren die untersuchten Veranstaltungen und mischen sich mit prorussischen Positionen und dem Ideologem einer „eurasischen“ Neuordnung des europäisch-asiatischen Raums. Die Ablehnung „des Westens“ bildet ein wiederkehrendes Metanarrativ.

Obermüller, Christian/Radvan, Heike/Schiffner, Johanna (2023): „Es wäre gut, wenn Putin hier mal auskehren könnte“ - Analysen zu Mobilisierungen (extrem) rechter Akteure in Cottbus in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, Ergebnisse eines Forschungsprojektes, MIKOWA Arbeitspapiere, MIKOWA – Forschungsplattform Migration, Konflikt und sozialer Wandel; Nr. 3, URL: https://www.b-tu.de/mikowa/publikationen (letzter Abruf 02.11.2023), (50 Seiten).

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Podiumsdiskussion "Der Osten. Alles eine Konstruktion des Westens? Oder: Wie divers ist der Osten? Das Beispiel CottbusAnlässlich des 11. Deutschen Diversitytages möchten wir Sie recht herzlich zu unserer Podiumsdiskussion „Der Osten: Alles eine Konstruktion des Westens?“ am Dienstag, 30. Mai 2023, um 19 Uhr (Zentralcampus Cottbus, Zentrales Hörsaalgebäude

Die Debatte um Ost- und Westdeutschland wird aktuell (wieder einmal) kontrovers geführt. Aber wer gilt eigentlich als ost- und wer als westdeutsch? Ist eine Diskussion um Diversität und Antidiskriminierung im Osten überhaupt nötig? Handelt es sich dabei um eine Art Westimport? Oder andersherum: Ist der Osten ein eigenes Zentrum von Diversität? Kritisiert wird eine strukturelle Benachteiligung Ostdeutscher im Transformationsprozess seit 1989 sowie eine Stigmati­sierung und Abwertung „des Osten“ im öffentlichen Diskurs bis heute. Ist das Bild vom „braunen Osten“ problematische Zuschreibung oder bittere Realität? Ist es sinnvoll oder berechtigt, eine Art Opferdiskurs über „die Ostdeutschen“ zu führen? Wie können wir angemessen über strukturelle Benachteiligungen und Marginalisierung von Ostdeutschen sprechen – und diese verändern? Gibt es die mitunter behauptete „Kolonisierung“ „des Ostens“ durch „den Westen“?

Diese und weitere Fragen diskutiert BTU-ProfessorinDr. Heike Radvan (forscht und lehrt u.a. zur extre­men Rechten und zu Antisemitismus in der DDR und Gegenwart) mit folgenden Podi­umsgästen:

  1. Prof. Dr. Gesine Grande: Präsidentin der BTU Cottbus-Senftenberg. Sie ist die erste Präsidentin einer Universität mit ostdeutscher Biografie.
  2. Prof. Dr. Patrice Poutrus: Historiker und Gastprofessor an der Technischen Universität Berlin, forscht und lehrt u.a. zu Rassismus und Erinnerungskul­tur in der DDR.
  3. Ulrike Kremeier: Kunsthistorikerin und Direktorin des Brandenburgischen Landes­museums für moderne Kunst (BLMK) in Cottbus, kuratiert und beforscht begeistert Kunst aus der DDR.

Interessierte sind zu der öffentlichen Veranstaltung herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Buchvorstellung „Der rechte Rand der DDR-Aufarbeitung“ am 29.06.2023 (Beginn 19:30 Uhr), im IKMZ der BTU Cottbus

Ankündigung: Wer sich mit der SED-Diktatur auseinandersetzt, muss nicht unbedingt ein guter Demokrat sein. In manchen Gedenkstätten, Stiftungen und Opferinitiativen entwickelte sich vielmehr ein rechter Saum – oft genug staatlich gefördert. Kristallisationspunkte waren etwa die Stiftung Sächsische Gedenkstätten, das Menschenrechtszentrum (MRZ) Cottbus und die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Bei einer Tagung der Amadeu Antonio Stiftung wurde der rechte Rand der DDR-Aufarbeitung 2019 erstmals näher beleuchtet.

Gegen die Tagung richteten sich nicht nur Hetzattacken im Internet. Eine rechte Demonstration begleitete die Veranstaltung. Heute liegen die Ergebnisse der Tagung als Band in zweiter Auflage vor. Darin wird das Konzept und die Arbeit des MRZ einer dezidierten Kritik unterzogen und eine Spende der Cottbusser AfD an das Menschenrechtszentrum zur Sprache gebracht.

Auf der Buchvorstellung soll neben der allgemeinen Präsentation des Bandes u.a. die Arbeit des MRZ kritisch-konstruktiv zum Thema gemacht werden. Dies auch daher, da der MRZ-Trägerverein juristisch gegen das Buch vorgegangen ist. Er ist damit gescheitert, vor dem Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung zu erlangen. Es entstand der Eindruck, dass wissenschaftlich fundierte Kritik unterbunden werden soll. Die Amadeu Antonio Stiftung zog daraufhin eine Ausstellung über Antisemitismus in der DDR zurück, die das MRZ im Frühjahr dieses Jahres in Cottbus zeigen wollte.

Ablauf der Veranstaltung

Einführung in die zentralen Inhalte des Buchs

  • Prof. Dr. Christoph Kopke, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin

Impulsvorträge

  • Dr. Enrico Heitzer Dr. Enrico Heitzer, Historiker, Mitherausgeber des Buches
  • Anetta Kahane, Autorin, Mitherausgeberin des Buches

Diskussion

  • Dr. Enrico Heitzer, Anetta Kahane, Prof. Dr. Christoph Kopke
  • Moderation: Prof.*in Dr.*in Heike Radvan, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

Eine Anmeldung ist erforderlich, der Eintritt frei.

Veranstaltungsort

Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ)
der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg
Foyer im 7. Stockwerk
Platz der Deutschen Einheit 2
03044 Cottbus.

Die Anmeldung mit vollem Namen und Adresse bitten wir bis zum 26. Juni bei der Amadeu Antonio Stiftung unter info(at)amadeu-antonio-stiftung.de vorzunehmen. Es wird geantwortet.


Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem Graduiertenkolleg „Professionalisierung der Gesundheits- und Sozialberufe im Kontext gesellschaftlicher Transformationsprozesse“ am Fachbereich IV der BTU Cottbus-Senftenberg und der Amadeu Antonio Stiftung.

Rechtsextremismus in der DDR: Kunst diskutiert mit WissenschaftWar der Antifaschismus in der DDR das „Gute des ostdeutschen Staates“? Inwieweit haben wir es hier mit inhaltlichen Mythen zu tun? Gibt es einen Zusammenhang mit aktuellen Debatten um die Benachteiligung Ostdeutscher im Prozess der Wiedervereinigung?

Zu diesen Fragen diskutieren am Dienstag, den 18. April 2023, ab 19 Uhr, der in Berlin und Tel Aviv lebende Künstler Leon Kahane und die Rechtsextremismusforscherin Prof. Dr. Heike Radvan von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst, Uferstraße/Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus.

Die derzeitige Ausstellung Leon Kahane. gedenken unser durch die Tat! zeigt ursprünglich A4-große, auf das Maß von 200 x 130 cm vergrößerte Ausrisse aus DDR-Propagandaplakaten. Texte und Abbildungen sind nur ausschnittweise zu sehen: Sie handeln von Volk und Revolution, Opfer und Faschismus, vom Frieden in der Welt. Der Künstler widmet sich Themenkomplexen die auch mit seiner eigenen Biografie verknüpft sind.

Die Plakatfragmente stammen aus dem Archiv von Leon Kahanes Großvater, Max Kahane, der den Faschismus in Internationalen Brigaden und später in der Résistance bekämpfte und nach dem Zweiten Weltkrieg als Journalist über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse und den Eichmann-Prozess berichtete. Aus den gefundenen DDR-Plakaten und der Biografie seines Großvaters ergab sich für den Künstler die Frage nach der Wirksamkeit des staatlich verordneten Antifaschismus in der DDR

Prof. Dr. Heike Radvan lehrt und forscht seit 2017 an der BTU am Institut für Soziale Arbeit schwerpunktmäßig zum Thema Rechtsextremismus. 2006 koordinierte sie mit Kolleg*innen der Amadeu Antonio Stiftung die Erarbeitung der Wanderausstellung Das hat´s bei uns nicht gegeben! Antisemitismus in der DDR, die eine republikweit kontrovers geführte Debatte zu diesem Thema anstieß.

Veranstaltungsort
Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst, Uferstraße/Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus.