Michael Brinschwitz, Marco Laske, Heidi Schuhmacher

(Absolventen des Diplom-Studienganges Stadt- und Regionalplanung)

Es muss ein einziger Gedanke in all seiner Mannigfaltigkeit sein.*

Diesem Motto folgt die Arbeit 115 auf allen Ebenen. Ein Kunstgriff ist die räumliche Neuinterpretation durch eine feinsinnige Umstrukturierung des Verkehrsnetzes, welches die Charakteristiken des Stadtteils beibehält. Unprätentiöses Zentrum, angemessen im Vergleich zur Altstadt, bleibt der Ostrower Platz, der in dem Entwurf Ausgangspunkt eines feingliedrigen Beziehungsnetzes ist. Von hier aus wird sowohl eine adäquate strukturelle Anbindung zu Altstadt hergestellt, als auch zum neu geschaffenen Platz vor dem Gladhouse, einem gut funktionierenden Treffpunkt am westlichen Rand des Quartiers, sowie - und das ist das prägendste Element - zur Spree. Der Entwurf reagiert an allen Schnittstellen sensibel mit Einsatz der richtigen Typologien auf die jeweilige zu lösende Situation. Die Verbindung der Altstadt wird mit einer feinziselierten Blockrandbebauung realisiert, die in Richtung Spree Townhäuser integriert, die Beziehung zur Spree wird durch Einbeziehung der ursprünglichen traufständigen eingeschossigen platzbegrenzenden Bebauung und der Verdichtung der bislang vernachlässigten, aber für Cottbus charakteristischen, alten Fabrikationsstätten mit Hofhäusern erreicht. Diese neu entstehende subtile Ergänzung lässt ein lebendiges aneignungsfähiges Quartier entstehen, welches nach und nach ausbaufähig ist. Hier wird die Erschließungsstraße vom Wasser umverlegt, so dass ein direkter Zugang zu diesem gewährleistet wird, dessen Endpunkt die kulturell umfunktionierte Tuchfabrik bildet. Der südlich liegende Spreeübergang wird bis zum Krankenhaus mit einem kleinen Vorplatz und weiter zum Gladhouse geführt. In den Bereichen mit öffentlichen Funktionen wird durch die angelegte Mischnutzung und typologische Vielfalt eine Lebendigkeit zu allen Tageszeiten erreicht.

Der Entwurf zeichnet sich durch eine klare angemessene räumliche Idee und strukturelle Ausarbeitung, sowie eine Ermöglichung lebendigen vielfältigen Alltagslebens aus. Die feingliedrige Strukturierung und Vielheit der Mittel lässt eine sukzessive Umsetzung zu, die an keine Hierarchisierung gebunden ist. Typologische Vielfalt, am richtigen Ort eingesetzt, schafft die gewünschte Anbindung an die Spree und eine identitätsfördernde Definition des Quartiers. Die Arbeit wird auf Rang 1 gesetzt und wegen des für vergleichbare Aufgaben im Land Brandenburg richtungsweisenden Lösungsansatzes für den Preis des Landes Brandenburg vorgeschlagen.


Konstanze Noack (Mitglied der Wettbewerbsjury > Text aus Begründung der Jury)


* Schinkel wird hier von Hans Bernhard Reichow zitiert in: "Organische Stadtbaukunst", 1948 in "Anthologie zum Städtebau", V. M. Lampugnani et al, Berlin 2005