Inhalt des Programms
TES beschäftigt sich mit der Verflechtung von Technikwissenschaft, Umwelt und Gesellschaft aus einer humanwissenschaftlichen Perspektive. Die Studierenden lernen sich kritisch und verantwortungsbewusst mit der Herstellung und Nutzung von technischen und wissenschaftlichen Objekten, Prozessen und Systemen zu befassen. In TES bekommen Studierende sowohl Einblick in die Praxis technowissenschaftlicher Forschungsgebiete als auch ein theoretisches Instrumentarium an die Hand. Beides zusammen erlaubt es, die komplexen Wechselwirkungen technischen, individuellen und gesellschaftlichen Handelns zu verstehen und angemessen zu beschreiben.
In TES lernen Studierenden verschiedene Wissensformen kennen und spekulative, praktische und analytische Methoden zu identifizieren und anzuwenden. Das praktische Engagement des Studienprogramms umfasst ko-kreative Methoden, die Verwendung von Konzepten als Werkzeuge, die Anwendung von Prinzipien des experimentellen Designs und kunstbasierte Forschung.
Im Mittelpunkt des Programms stehen Fragen zum Verhältnis zwischen Technik und Gesellschaft, und wie in diesem Verhältnis „Umwelt“ zu positionieren ist. Welche Auswirkungen hat Technik auf die Umwelt, was bewirkt Technik als Umwelt für die Gesellschaft, wie sind soziotechnische Strukturen und Imaginationen zu verstehen, inwiefern ist Technik zu einer Naturkraft geworden und was macht sie mit der Umwelt als Natur? Es werden also zentrale Fragen und Probleme der Gegenwart aufgegriffen: die Anthropozän-Debatte, die unumkehrbare Plastikverschmutzung, der Verlust der biologischen Vielfalt, sozio-ökologische Konflikte und das Gestaltungspotenzial ökotechnologischer Artefakte.
TES fordert dazu auf, die vielfältigen soziotechnischen Lebensstile in Gesellschaften zu untersuchen und ihre symbolischen und materiellen Bedingungen zu hinterfragen. Es werden theoretische Auseinandersetzungen angeregt zum Ineinandergreifen von Repräsentation und Intervention in den Technowissenschaften (Nano-, Öko-, Bio-, Konvergenztechnologien) und zum konzeptionellen Wandel und seiner Folgen vom „matter of concern“ zum „matter of care“. Weitere Theorieelemente sind die Untersuchung von von dezentrierenden Ansätzen wie Postcolonial und Multispecies Studies oder Gender/Queer Studies und die Auseinandersetzung mit Formen des „Commoning“, also nachhaltiger und gemeinschaftsorientierter Praxen.
Partner-Universitäten
- Polytechnic University of Hauts-de-France (France)
- Karlstad University (Sweden)
- The University of Peloponnese (Greece)
- Polytechnic Institute of Viseu (Portugal)
- National University of Life and Environmental Sciences (Ukraine)
Disziplinen und Forschungsbereiche
- Technik- und Wissenschaftsforschung
- Philosophie und Geschichte von Technik und Wissenschaft
- Umweltanthropologie
- Gender Studies
Wichtige Kennzahlen
- Die Regelstudienzeit beträgt vier Semester (zwei Jahre)
- Studierende sind mobil und lernen mindestens zwei europäische Hochschulen kennen
- Die Masterarbeit kann an einer der sechs Hochschulen bearbeitet werden
- Der Joint Master ist eingebunden in das EUNICE Netzwerk
Lernziele
Aneignung von Expertise
- Kompetenzen in der Technik- und Wissenschaftsforschung (STS)
- Sichere Orientierung in inter- und transdisziplinären Zusammenhängen
- Lernen in einer vielfältigen Community of Practice
- Zugang zu internationalen und interdisziplinären Netzwerken
Methoden lebenslangen wissenschaftlichen Lernens
- Anwendung von problemorientiertem Lernen und Begriffsanalyse
- Erprobung kreativer Methoden und Perspektiven, praxisorientierte Prozesse durch Experimentieren mit Design, Kunst, Video, Sound
- Wissenschaftliches Schreiben, Kuratieren (analog und digital), Journalistisches Arbeiten, Methoden für das Lernen jenseits des Klassenraums in der Natur
Normativer Rahmen
- Kultivierung eines ethischen und gesellschaftspolitischen Bewusstseins, verantwortungsvolles professionelles Handeln, transkulturelle Sensibilität
- Verstehen globaler Perspektiven und der Implikationen des situierten Wissens in akademischen Fachgemeinschaften
- Gestaltung von Lern- und Kommunikationsprozessen, um Konflikte zu vermeiden oder zu entschärfen
Karriereperspektiven
Politischer Analyst:
Absolventen eines Masterstudiengangs in TES können als Politikanalysten arbeiten und die Auswirkungen technologischer Entwicklungen auf Gesellschaft und Umwelt, auch im globalen Kontext. Sie können beitragen zur Entwicklung und Umsetzung von Wissenschafts- und Technologiepolitik und Regelwerken.
Angewandte Umwelt-Humanwissenschaftler:
Mit einem Schwerpunkt auf der Schnittstelle von Umwelt, Technik und Kultur können TES-Absolventen als Umwelt-Humanwissenschaftler arbeiten und über die kulturellen und sozialen Dimensionen von Umweltthemen wie Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Umweltgerechtigkeit forschen und schreiben.
Technik- und Wissenschaftsforscher:
Absolventen von TES arbeiten als Geistes- oder Sozialwissenschaftler und beschäftigen sich mit erkenntnistheoretischen, historischen, ethischen und metaphysischen Dimensionen von Wissenschaft und Technologie. Sie tragen zur Entwicklung von ethischen Rahmenwerken und allgemein zu kritischen Perspektiven auf Wissenschaft und Technik bei.
Vermittler von Wissenschaft und Technik:
Mit dem Schwerpunkt auf der Schnittstelle von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft können TES-Absolventen als Wissenschafts- und Technologievermittler in Nichtregierungsorganisationen, Museen und im Bildungswesen arbeiten. Sie bewerten und berichten über wissenschaftliche Ergebnisse, technologische Innovationen und deren soziale und ökologische Auswirkungen auf verschiedenen Medienkanälen.
Lehrkraft Wissenschaft, Technik, Umwelt:
TES-Absolventen können als Lehrer im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften (akademisch und nicht-akademisch) eingesetzt werden. Sie konzipieren und leiten Kurse, Workshops und Schulungsprogramme, die ethische, soziale und ökologische Überlegungen in wissenschaftliches und technologisches Wissen integrieren.