Fritz Leonhardt (1909 – 1999) Würdigung

Das Lebenswerk Fritz Leonhardts beeindruckt schon aufgrund der schieren Menge dessen, was er geleistet hat (siehe Kap. Projekte, Erfindungen und Publikationen). Das Faszinierende dabei ist jedoch die Qualität der einzelnen Werke. Von und mit Leonhardt sind großartige Bauten und wegbereitende Erfindungen, wichtige wissenschaftliche Arbeiten und vielbeachtete Publikationen geplant und erdacht, erarbeitet und erkämpft, geschrieben und begleitet worden. Der Name Leonhardt steht in Verbindung mit zahlreichen innovativen Bauten jedes Jahrzehnts seit Beginn seiner Tätigkeit als Bauingenieur. Und noch heute, mehr als zehn Jahre nach seinem Tod, taucht der Name des Büros „Leonhardt, Andrä und Partner“ (kurz: LAP) regelmäßig bei großen Bauvorhaben auf, wenn es um elegante Schrägseilbrücken oder andere kühne Tragkonstruktionen geht.

Bei den Erfindungen Fritz Leonhardts handelte sich häufig um Weiterentwicklungen. Oft erkannte Leonhardt etwas, was man seiner Ansicht nach besser, das kann heißen: sicherer, einfacherer, wirtschaftlicher, schöner und menschlicher machen könnte. Für die schwierigen Aufgaben entwickelte er dann oft eine Lösung, die die technische Entwicklung eines Bautypus entscheidend voranbrachte. Schon bei seinem ersten großen eigenen Projekt, der Rodenkirchener Brücke in Köln, 1938-1941, erkannte Leonhardt, dass die geltenden Normen eine bessere Lösung nur verhindern würden. Er griff hier auf die gesammelten Erkenntnisse aus seinem USA-Aufenthalt zurück und entwickelte eine Hängebrücke mit einem sehr schlanken Versteifungsträger.

Regelmäßig belegte das Handeln Leonhardts als Ingenieur, welches von ästhetisch-gestalterischen Ambitionen und ethischer Haltung geprägt war, dass beim Bauen auch Demut, Bescheidenheit und Menschlichkeit genauso wie Technik und Wirtschaftlichkeit von großer Wichtigkeit sind.