Eigenheimzone

Christian Guntschew und Axel Pohle

die Stadt bleibt außen vor

Herzstück unseres Entwurfs ist die suburban geprägte Eigenheim-Zone beiderseits des ehemaligen Westbahnhofs.

Ausgehend von der Bahnfläche, die wir unter Einbezug identitätsbildender industrieller Relikte (Schienenfragmente, Fußgängerbrücke) zu einem dichten Wald umgestalten, erstrecken sich nach Westen und Osten streifenartig drei Bebauungsfelder. Diese Felder sind kontrolliert nach einem geometrischen Prinzip entwickelt: Der keilförmige Zuschnitt der Streifen wirkt sich nicht auf die (rechtwinklige) Parzellierung aus, sondern lässt im Inneren der Baufelder einen räumlich abwechslungsreichen Freiraum entstehen, der im Sinne holländischer Wohn-Erften mit Vor- und Rücksprüngen versehen ist und einen Spielstraßencharakter hat. Daher erfolgt dort auch keine Differenzierung zwischen Fußgänger- und Verkehrsflächen.

Die drei Streifen sind mit hochwertigen, großen, aber jeweils unterschiedlichen Einfamilienhaus-Typen bebaut:
- Tetris-Streifen mit offener Bebauung und stark von privaten Gartenflächen geprägter Atmosphäre
- Atrium-Streifen mit Häusern, denen je ein Atrium und ein kleiner ummauerter Garten zugeordnet sind
- Modul-Streifen: die Häuser sind aus quaderförmigen Komponenten zusammengesetzt und

öffnen sich zu privaten, von fremden Blicken weitgehend abgeschirmten Höfen, die durch die Rückseiten der Nachbarhäuser gebildet werden. Gedanklicher Ausgangspunkt unseres Konzeptes war jedoch die Münchenstraße, die uns als ein ihr Umfeld stark prägendes Element aufgefallen ist. Sie zerschneidet unser Entwurfsgebiet, beeinträchtigt seine Qualität durch Lärmemissionen und wirkt streckenweise als Barriere.

Da sie als eine der Haupteinfallstraßen Braunschweigs ihrer Funktion als städtebaulich ausformulierter Stadteingang noch nicht nachkommt, soll sie ab der Ringbahnbrücke räumlich gefasst werden: Zum einen durch (im Gegensatz zum Waldstrang) künstliche und damit städtisch wirkende Baumreihen südlich der Straße, vor allem aber durch straßenbegleitende Bebauung im Norden und am Arbeitsamt, die mit zwei integrierten Hochpunkten urbane Akzente setzt. Die bauliche Einfassung der Straße und die distanzschaffende Weite des künstlich gestalteten Grünraums haben auch den Zweck, die Lärmeinflüsse auf das Umfeld zu mindern.

Straßenbegleitende Bebauung befindet sich derzeit bereits am südlichen Teil des Cyriaksrings und an den Blöcken der Hugo-Luther-Straße. Diese gründerzeitartigen Strukturen werden, ebenso wie die Blöcke des Arbeitsamts und der Zeilen am nördlichen Cyriaksring, mit Bebauung ergänzt, deren Formensprache sich am Bestand orientiert. Daher wird auch nach innen, zur "Eigenheim-Vorstadt", eine urbane räumliche Kante gebildet.

Diese Kante, bestehend aus Geschosswohnungsbau im Süden und Osten, aus Arbeitsamt und Park im Norden und aus Gewerbe im Westen, legt sich wie ein Rahmen schützend um die Eigenheim- Zone: die Stadt bleibt also außen vor.