Dipl.-Ing. Anna Derriks
Lehrgebäude 2B, Raum 0.03
Konrad-Wachsmann-Allee 4
03046 Cottbus
T +49 (0) 355 69 2383
anna.derriks(at)b-tu.de
Anna Derriks hat von 2008 bis 2017 Architektur an der Universität der Künste Berlin und der Glasgow School of Arts studiert. Ihre schriftliche Diplomarbeit Fragmente der Großstadt befasst sich mit den unheimlichen, nächtlichen und fremden Seiten der Stadt. Die Arbeit wurde mit einer Anerkennung des Max-Taut-Preises der UdK Berlin ausgezeichnet.
Im Anschluss an ihr Studium erhielt sie das Elsa-Neumann-Stipendium zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses sowie ein DAAD-Stipendium für einen zweimonatigen Aufenthalt in Japan. Diese Zeit widmete sie einer fotografischen Untersuchung der japanischen Stadt, aus welcher ihr Blog Fragments of the City entstand. 2019 zeigte sie Teile der Bilder in der Gruppenausstellung Kollisionsfamilie. Alexandra Ranner und Schüler in der Städtischen Galerie Eichenmüllerhaus.
2022 beendete sie an der ETH Zürich den Master of Advanced Studies in Geschichte und Theorie der Architektur. Ihre Abschlussarbeit behandelt den Breitscheidplatz als Fallbeispiel der Veränderung des öffentlichen Raumes durch Privatisierung und Militarisierung.
Seit April 2019 ist sie akademische Mitarbeiterin am Fachgebiet Kunstgeschichte der BTU Cottbus-Senftenberg.
Anna Derriks ist 1. stellvertretende Gleichstellungseauftragte der Fakultät 6.
Urbanistik
Raumsoziologie
Privatisierung und Militarisierung des öffentlichen Raumes
Mobilität
Migration
Tourismus
(Dis-)Trusted Travellers Die fluide Architektur von Tourismus und Migration
Auf einer Fotografie von 1976 sind sieben gebräunte Weiße in ihren 50ern und 60ern zu sehen – drei Frauen, vier Männer. Sie tragen legere Kleidung und wirken entspannt. Sechs von ihnen sitzen auf einem kleinen Natursteinmäuerchen, das einen Pflanztrog mit Palmen begrenzt. Auf dem Fußboden vor ihnen zeichnet sich der Schatten eines Sonnenschutzes ab – die Sonne steht hoch, doch allzu heiß scheint es nicht zu sein, denn die Gruppe sucht keinen Schatten darunter. Auf einem Rollfeld, wenige Meter hinter ihnen, steht eine Boing 727 der Fluggesellschaft Condor. Das Mäuerchen scheint das einzige Element, das die Gruppe vom Flugzeug trennt und jede*r von ihnen wäre in der Lage, es zu überwinden. Das Bild stammt aus einem Fotoalbum meiner Großmutter.
Was diese Szene so fremd erscheinen lässt, ist die Abwesenheit jeglicher Sicherheitsinfrastruktur. Die räumliche Nähe zwischen Passagier*innen und Flugzeug ohne wirksame Trennelemente ist aus heutiger Sicht undenkbar. Noch ist Sicherheit nicht der Primat unter den gestalterischen Bedenken.
Mein Forschungsprojekt betrachtet eine gegenläufige Reisebewegung – eine touristische Reise aus Westeuropa auf eine, zumindest geografisch, westafrikanische Insel, und eine migrantische Reise aus Westafrika nach Westeuropa. Mein Fokus liegt dabei auf architektonisch ›banalen‹ Elementen wie Pollern und Zäunen, welche die unterschiedlichen Bewegungen lenken und neue Grenzen konstituieren. Diese werden häufig übersehen, da sie als temporär gelesen werden, was ihnen Handlungsmacht verleiht.
Der Soziologe Steffen Mau beschreibt die heutigen Grenzen als »Sortiermaschinen«, deren Funktion nicht die Unterbrechung von Verkehrsströmen ist, sondern ihre Filterung. Das betrifft sowohl Waren als auch Menschen. Dabei werden letztere in zwei Hauptkategorien unterteilt: »Trusted Traveller« und »Distrusted Traveller«. Hierbei spielen Fragen der Risikominimierung sowie des Kapitalertrages eine wichtige Rolle für die Einteilung. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung der Nationalität für die Reisefreiheit ab. Aufgabe der neuen Grenzen ist es, die Mobilität der Trusted Traveller zu erhöhen, die Mobilität der Distrusted Traveller jedoch weitestgehend zu unterbinden. Wie Stephen Graham in »Cities under Siege« beschreibt, greift das Phänomen ebenfalls auf die öffentlichen Räume unserer Städte über. Gleichzeitig lösen sich nationale Grenzen vom Territorium und verschieben sich nach außen.
Was jedoch weder aus soziologischer, noch aus geografischer Perspektive deutlich wird ist, wie genau diese neuen Grenzen aussehen. Welche Elemente erzeugen die Filterfunktion? Und treffen sich Trusted und Distrusted Traveller an einem Punkt ihrer Reise? Um diese Fragen zu beantworten betrachte ich vier Orte: Den Breitscheidplatz in Berlin als westeuropäischen öffentlichen Raum, den Flughafen BER sowie die Insel Fuerteventura als Transitorte und die Marokkanische Küste als Ort neuer europäischer Außengrenzen.
Ziel meiner Arbeit ist es, die Rolle der Architektur für die Entstehung dieser neuen Filtergrenzen zu verstehen. Wie die Soziologin Mimi Sheller sagt: »It is not just the migrant or the traveler who is mobile […], but the border itself and the infrastructure of state practices also move«.
Ahorn, Zimmer, Küche, Bad, Berlin: Revolver Publishing, 2022.
„Leben in der Grauzone,“ Hochparterre. Zeitschrift für Architektur, Planung und Design, no. 11 (2020): 61.
„Fragmente der Großstadt. Die Nacht, das Unheimliche, das Fremde,“ Protocol. Magazin für Architektur im Kontext, no. 9 Fehler (2017): 154-161.
„Zwecklosigkeit heiligt den Aufenthalt,“ Protocol. Magazin für Architektur im Kontext, no. 7 Sehnsuchtsort (2015): 23-26.
„Fuerteventura,“ Protocol. Magazin für Architektur im Kontext, no. 7 Sehnsuchtsort (2015): 81-86.
„Panorama Peep Hole,“ Protocol. Magazin für Architektur im Kontext, no. 6 Platzangst (2014): 14-15.
Properties of a Financialized Center. Europacity in Berlin, Anne Kockelkorn und Anna Derriks, EAHN 2022 Madrid, 18.6.2022.
Between anti-terrorist bollards and city guides. The state of public space at Breitscheidplatz in Berlin, 5th ISPA Biennial Conference – Public Space: the Real and the Ideal, 2.-5.7.2021.
»Cooperative Conditions: A Primer on Architecture, Finance and Regulation in Zurich«
Ausstellungsbeitrag (Dossier zum Thema Genossenschaften und Boden sowie fotografischer Essay genossenschaftlicher Wohnungsbauten in Zürich)
Anne Kockelkorn and Susanne Schindler of the gta Institute, Department of Architecture at ETH Zurich in collaboration with Dorothée Billard of Monobloque, Rebekka Hirschberg and the students of the MAS in History and Theory of Architecture at ETH Zurich.
22. Mai - 21. November 2021
Arsenale
La Biennale di Venezia
Sestiere Castello
Campo della Tana 2169/F
30122 Venedig
»Kollisionsfamilie«
Gruppenausstellung (Fotografien und Installation)
mit Alexandra Ranner, Peter Behrbohm, Markus Bühler, Felix Findeiß
10. November - 15. Dezember 2019
Städtische Galerie Haus Eichenmüller Lemgo
Braker Mitte 39
32657 Lemgo
»Temple of no Shopping«
Ausstellungspavillion (Design)
mit raumlabor berlin
23. April – 25. September 2016
Neues Museum, Staatliches Museum für Kunst und Design Nürnberg
Klarissenplatz
90402 Nürnberg
»transmediale 16 CONVERSATIONPIECE«
(Ausstellungsdesign und Ausstellungsaufbau)
mit raumlabor berlin
3. Februar - 7. Februar 2016
Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin
»Junge Talente Nr. 5 UdK Berlin / Studios Arets, Fröhlich, Götz und Sobejano«
Gruppenausstellung (Ausstellungsdesign, Ausstellungsaufbau und eigener Beitrag)
mit Martin Fröhlich
14. Juli - 14. August 2010
Architektur Galerie Berlin
Karl-Marx-Allee 96
10243 Berlin