Die Geschichte des Gebäudekomplexes Prora auf Rügen Im Spannungsfeld zwischen Diskurs, Nutzung und gebauter Substanz

Das „KDF-Seebad Rügen“ in Prora war eines der größten Bauvorhaben des nationalsozialistischen Regimes. Geplant für 20.000 Urlauber, sollte es kostengünstige Ferien am Meer für Arbeiterfamilien bieten.

Der Gebäudekomplex wurde niemals fertig gestellt. Während des Krieges wurden die Arbeiten an dem Bau abgebrochen. Die 4 km lange, halbfertige Struktur überlebte bis in die heutige Zeit. Dabei durchlief sie unterschiedliche Phasen des Umbaus, neuer Nutzung und des teilweisen Zerfalls.

Das Vorhaben will die Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des Gebäudekomplexes von der nationalsozialistischen Zeit bis in die Gegenwart erforschen. Dabei soll sowohl mit Methoden der historischen Bauforschung wie der Geschichts- und Sozialwissenschaften gearbeitet werden.

Im Verlauf des Vorhabens wird die Geschichte des Gebäudes im Wesentlichen auf zwei Ebenen verfolgt und aufgearbeitet. Zum einen durch die Analyse des Diskurses über die verschiedenen Zeiträume hinweg, zum anderen durch die Untersuchung der gebauten Substanz und den darin eingeschriebenen Spuren. In diesem Spannungsfeld soll der ideologische und planerische Diskurs zum Projekt mit dessen Umsetzung in der Realität verglichen werden.

Dabei soll untersucht werden, wie in dem Bauwerk das kulturelle und technische Wissen seiner Entstehungszeit zum Ausdruck kommt und auf welche Art es für bestimmte politische Zwecke nutzbar gemacht wurde. Darauf aufbauend soll aufgearbeitet werden, in welcher Beziehung die kulturellen und technischen Aspekte des Gebäudes zur weiteren Nutzungsgeschichte stehen.

Kurzbiografie

Jahrgang 1980, Diplom-Ingenieur, Studium der Architektur and der BTU Cottbus und Universidad de Granada (Spanien), seit 2010 Mitarbeit in unterschiedlichen Architekturbüros in Deutschland und der Schweiz im Bereich Wettbewerbe, Ausführungsplanung und Projektleitung, 2015 Freiwillige Mitarbeit beim Wiederaufbau des Dorfes Brabal in Nepal in erdbebenertüchtigter Bauweise, seit Oktober 2017 Studium (MAS) der Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich seit April 2020 akademischer Mitarbeiter an der BTU Cottbus-Senftenberg und Doktorand im DFG-Graduiertenkolleg «Kulturelle und technische Werte historischer Bauten».