Heimat in der Postmoderne Die IBA 1984/87 und die Frage nach dem Wohnort in der Innenstadt

Mit dem 1984 im IBA-Ausstellungskatalog publizierten Text Stadtreparatur – Weltreparatur verdeutlichte der Architekturhistoriker Julius Posener den unmittelbaren Zusammenhang von Stadterneuerung, Demokratie und Beheimatung. Die Aussage, dass Stadtreparatur mit einem neuen Weltbezug einhergehe, war eine Reaktion auf die städtebaulichen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die seit den 1960er Jahren das Leben der globalisierten Weltbevölkerung bestimmten. Differenzierung, Individualisierung und Pluralisierung (Aspekte, die unter dem Begriff »Postmoderne« subsumiert wurden) mündeten in der verstärkten Suche nach Identität. In Bezug auf die in den 1980er Jahren aufkommende Debatte über »das Lokale« und seine soziale Bedeutung gewinnt die Identitätsfrage der Postmoderne einen neuen ortsbezogenen Gehalt und wird in den Heimatdiskursen jener Zeit ausgiebig thematisiert.

So nimmt die Baukunst der 1980er Jahre gängige Fragestellungen des Heimat-Topos auf. Sie bilden die Grundlage eines bedeutsamen Narrativs der architektonischen Postmoderne (Hinwendung zum Kontext: Regionalismus, Erhalt historischer städtischer Strukturen, Erhalt der sozialen Strukturen). Die Internationale Bauausstellung 1984/87 (IBA 84/87) West-Berlins steht hierbei mit ihren unterschiedlichen Heimat-Verständnissen, die sich auf sozialer, theoretischer und planerischer Ebene austrugen, exemplarisch für ein bekanntes und umstrittenes Architektur-Event der Postmoderne.

Ziel dieses Forschungsvorhabens ist die Analyse des Heimatdiskurses im Kontext der IBA 84/87 in West-Berlin. Zudem wird die gezielte Nutzung des Heimat-Begriffs im Planungs- und Entwurfsprozess genauer betrachtet. Im Rahmen der Arbeit werden die ideengeschichtlichen Traditionslinien der verschiedenen Heimat-Verständnisse differenziert und vertieft erforscht. Anhand von stadtpolitischen und städtebaulichen Ereignissen der IBA werden die Wechselwirkungen der verschiedenen Diskurs-Positionen mit den nichtsprach-performierten Handlungs- und Gegenstandsdiskursen rekonstruiert.

Diese Dissertation ergründet mit der vertieften Analyse des Heimat-Topos ein wesentliches Narrativ der Architektur der 1980er Jahre und trägt somit zu einem tieferen Verständnis der Postmoderne bei. Zudem bietet das Promotionsprojekt einen genaueren Einblick in die diskursiven Zusammenhänge der Heimats- und Identitätsdebatte der IBA 84/87.

«Heimat» in Postmodernity. The IBA 1984/87 and the Question of Habitation in the Inner City

With the text Stadtreparatur – Weltreparatur, published in the IBA exhibition catalogue in 1984, architectural historian Julius Posener clarified the connection between urban renewal, democracy, and creating Heimat. The statement that urban repair goes hand in hand with a new view of the world was a reaction to problems of urban planning and social challenges that have determined the life of the globalised world population since the 1960s. Differentiation, individualisation, and pluralisation (aspects subsumed under the term «postmodernism») led to an intensified search for identity. With respect to the debate about «the local» and its social significance that arose in the 1980s, the question of identity in postmodernism took on a new site-specific content and was extensively addressed in the Heimat discourses of that time.

The architecture of the 1980s takes up common questions about the Heimat topos. They constitute the basis for a significant narrative of architectural postmodernism (the turn to the context: regionalism, preservation of historical urban structures, preservation of social structures). During the International Building Exhibition 1984/87 (IBA 84/87) in West-Berlin, different understandings of Heimat have been discussed. The exhibition is an example of a well-known and controversial postmodern architecture event.

The aim of this research project is to analyse the Heimat discourse in the context of IBA 84/87 in West-Berlin. In addition, the purposeful use of the term Heimat in the planning and design process will be elaborated more precisely. In this thesis, the historical developments of various understandings of Heimat are differentiated and researched in depth. The interactions of the discourse positions with the non-verbal discourses will be reconstructed on the basis of urban policy and urban planning events of the IBA.

With the in-depth analysis of the Heimat topos, this dissertation will explore an essential narrative of 1980s architecture, thus contributing to a deepened understanding of postmodernism. In addition, the doctoral project offers a more detailed insight into the discursive connections of the Heimat and identity debate of the IBA 84/87.

Biographische Angaben zu Jonathan Metzner auf den Seiten des DFG-Graduiertenkollegs